Samstag, 21. Februar 2009

Eintrittspreise abschaffen!

"Warum also nicht den Eintritt abschaffen? Gewiss, die Museen könnten ohne die Ticketeinnahmen einige Ausstellungen nicht finanzieren. Allerdings wären die Einnahmeverluste für die meisten Häuser keineswegs besonders groß. Oft werden nur fünf bis zehn Prozent des Gesamtetats aus Eintrittsgeldern bestritten, in manchen Häusern sind es noch weniger, nur zwei Prozent zum Beispiel in Stuttgarts Staatsgalerie. Mancherorts übersteigen die Kosten für das Kassenpersonal sogar die Einnahmen durch den Ticketverkauf. In Magdeburg verzichtet man deshalb seit 2005 auf den Eintritt – und spart Jahr für Jahr 50.000 Euro. … Als in den Londoner Museen 2001 kein Eintritt mehr erhoben wurde, stiegen die Besucherzahlen binnen eines Jahres um 62 Prozent, im Victoria and Albert Museum sogar um 157 Prozent."

Quelle: Zeit.de

Sparschwein Gaspedal

Prof. Dr. Mojib Latif rechnete heute auf verblüffende Weise im DeutschlandRadio, wie sich das Ausbleiben des Gas-Fußes – jährlich betrachtet – auf das Einkommen auswirkt: Bei einer jährlichen Kilometerleistung von 20.000 Km und den gegenwärtigen Benzinpreisen spart der achtsame Fahrer 300 Euro pro Jahr. Allerdings muss dafür eine Reisegeschwindigkeit von maximal 100 Km/h toleriert werden. Neben dem Einkommen dankt auch die globale CO2-Bilanz herzlich für solches Verhalten!

Kleine Anmerkung zum Thema Grundeinkommen und Finanzierung

Laut dem Statistischen Bundesamt lag das Sozialbudget 2007 bei 707 Milliarden Euro. Das ergibt pro Kopf 8.593 Euro im Jahr, was wiederum 716 Euro im Monat entspricht. Wenn in diesen Tagen die Finanzierung eines Grundeinkommens kategorisch aus dem Bereich des Möglichen ausgeschlossen wird, so helfen diese Zahlen, ein objektiveres Bild der Lage zu geben.

Donnerstag, 19. Februar 2009

Medien: Mehr lokale Informationen!

Es gibt diverse ökologische, soziale und wirtschaftliche Probleme, denen wir uns im Alltag gegenübersehen. Viele davon können gemeinschaftlich angegangen, einigen dadurch sogar gelöst, andere dadurch zumindest erst einmal in das Bewusstsein gerufen werden.

Um etwas zu bewegen braucht es eine Initiative, verstanden als Anfang des Handelns. Das kann in der Kneipe an der Ecke sein, wo ein Parteiprogramm auf dem Bierdeckel entsteht, dass kann eine kleine Einrichtung in Berlin-Neukölln sein, die sich im kleinen Rahmen um das soziale Wohl verdient macht oder paar Leute, die einen Themenabend organisieren. Es kann aber auch ein Einzelner sein, der oder die lokal anfängt, sich um die Müll-Entsorgung des Mietshauses zu kümmern oder einen Brief an die ÖPNV schreibt, um auf Missstände hinzuweisen.

Alle Entwicklungen starten ausnahmslos lokal, weil der Mensch ein Wesen ist, das Entwicklungen beginnt und dabei stets in seiner räumlichen Beschränktheit an das Lokale gebunden ist. Folglich müssen wir stets lokal Initiative ergreifen.

Ob die Ergebnisse letztlich ebenfalls im Lokalen verharren, ist damit nicht angesprochen. Aus Initiativen können überregionale Gesetze und Bewegungen werden oder auch nur ein Einkauf für den Nachbarn. Während die Resultate lokal oder global sein können, kann die Initiative dies nicht.

„Lokal“ kann die Stadt oder auch den Staat meinen – wichtig ist in erster Linie, dass Informationen, die zu einem Handeln in dem jeweiligen Kontext befähigen, auf der Ebene vorhanden sind, wo wir direkten Einfluss nehmen können. Für den notwendigen lokalen Beginn brauchen wir zweierlei: Erstens, Informationen. Zweitens, Mitstreiter.

In sozialen Zusammenhängen, die nicht, wie bei den alten Griechen, auf eine Stadt beschränkt sind, brauchen wir Medien für beides. Hier liegt der Knackpunkt: Während Effizienzsteigerung und die damit einhergehende Zentralisierung immer mehr und immer schneller Nachrichten verfügbar machen, nehmen sie doch bezüglich der Relevanz ab. Was heißt Relevanz hier? – Dass Nachrichten eine Bedeutung für unser Handeln haben.

Wir werden mit Irrsinn zugepflastert, der uns bedeutsam vorkommt. In Wirklichkeit sind die meisten Nachrichten heute unbedeutend. In der U-Bahn flimmert N-TV und berichtet uns von einer Korrektur der prognostizierten Wirtschaftsentwicklung um 0.2%.

Überhaupt gibt es viel zu viele Wirtschaftsnachrichten. Für die wenigsten haben die Zahlen eine unmittelbare und konkrete Bedeutung. Wir sind kein Broker-Volk. Die meisten von uns sind spon.de-abhängig, doch all die stündlichen Informationen braucht letztlich niemand.

Was hingegen für die meisten Menschen von echter Bedeutung wäre, das erhalten sie nicht in den omnipräsenten Medien des alltäglichen Lebens: Wir brauchen viel mehr lokale Informationen über die soziale Welt in der wir selbst leben!

Die gerade zu Ende gegangene Petition am deutschen Bundestag zum Thema Grundeinkommen hat dies einmal mehr gezeigt: Während wir in den letzten 4 Wochen annähernd stündlich sämtliche verfügbaren Promi-News injiziiert bekamen, wurde über die Petition nur sporadisch gegen Ende der Mitzeichnungsfrist berichtet (taz und Freitag außenvorgelassen).Es gibt unzählige weitere Beispiele aus verschiedensten Bereichen.

Dies zeigt: Um uns für etwas einzusetzen -- und was es auch sei -- brauchen wir lokale Informationen!

Freitag, 6. Februar 2009

Warum die Petition für ein Grundeinkommen unterschreiben?

Von einem, der unterschrieb...

In Zeiten allgemeiner Ideenlosigkeit – insbesondere in Fragen einer zukunftsfähigen Gesellschaft – ist das gegenwärtige Grau eines Circus des totalen Boulevard (Christian Schüle) nur noch leise durchstochen von kleinen bemerkenswerten Initiativen. Selbst die politischen Parteien – dereinst ein Hort von Konzepten des Zusammenlebens – haben vor lauter Flickschusterei das Handwerk des Puzzle-Legens verlernt.

Während wir sehen, dass es so nicht weitergeht und doch nicht wissen, wie es gehen könnte, rufen die Leute “Aber, aber, aber!”, sobald jemand kommt und sagt, dass man es auch anders machen könne.

Die Unfähigkeit, Visionen in die Unbestimmtheit der Zukunft zu legen, ist dabei ein nie da gewesenes Einknicken vor den Herausforderungen unserer Zeit. Es ist eine gähnende Stille an jene Stelle getreten, wo unsere Vorfahren sich noch ganze politische und künstlerische Reiche im Detail ersannen und das Himmelreich auf Erden farbig ausmalten.

Ist das Ende säkularisierter Eschatologie in diesen Jahren endgültig erreicht? Liegt ein totaler Nebel auf dem Zeitstrahl auf dem wir in die Zukunft gehen? Die geistige Malaise dieser Tage braucht intellektuelle Radikalkuren: Visionen, die nicht bereits vor dem Austritt aus dem Geburtskanal abgetötet und in nicht mehr zusammensetzbare Stücke zerschnitten werden.

Der herrschenden Perspektivlosigkeit trotzend ist die Idee des Bedingungslosen Grundeinkommens mehr als gewagt. Warum? – Weil sie das große Ganze des Wir nicht missachtet, sondern in Angriff nimmt.

Es scheint als ob die Idee eines garantierten Einkommens für alle und ohne Prüfung und Ansehen der Person eines vermag: Die Zukunft des Zusammenlebens und damit auch diejenige des Erwerbslebens überhaupt radikal neu zu sehen, mit neuen Augen. Zudem lässt sich die Idee nicht einfach zu den obligatorischen Grabenkämpfen des heute üblichen Kleinklein missbrauchen – solange man die Kritik der “Herdprämie” aus der feministischen Ecke elegant übergeht. Sie unterläuft fundamental die Selbstbestimmung der Frau.

Das, was im Kern das Interessante der Idee ausmacht, ist schlichtweg ihr innovatives Wesen. Ob und Wie und Wann sind die kleinen Geschwister des geistigen Dolchstoßes jeder Idee. Das gilt auch bezüglich der wichtigsten Frage der res publica: Wie wollen wir denn leben?

Wenn wir den Kopf wirklich frei von all den Vorurteilen der letzten Jahrzehnte in den noch dichten Nebel möglicher Ideen stecken wollen, kommt es vor allem darauf an, dass endlich jemand etwas tut – und was es auch sei. Vertrauen wir auf die gesellschaftlichen Mechanismen, die später jede Idee – und sei sie auch noch so verrückt – zurechtschneidern werden; an der gesellschaftlichen Realität maßnehmend.

All dies ist der Grund, weshalb ich die zur Zeit laufende Petition am Deutschen Bundestag zum Thema Grundeinkommen unterzeichnete und unterstütze: Es geht dabei in erster Linie darum, notwendigen Ideen das Feld zu bestellen, ihnen eine Bühne zu geben, um sich diskursiv zu bewähren – so dass letztlich das trübe Grau des vermeintlich fest geschnürten gesellschaftlichen Konsenses des laissez-faire zukunftsloser Gesellschaft neue Impulse erfährt.

Kritik ist dabei wichtig und richtig. Dennoch kein Grund, eine solche Initiative nicht zu unterstützen. Es geht um das Ob; mehr denn um das Wie.

Quelle: JoKo auf Freitag.de