Donnerstag, 19. Februar 2009

Medien: Mehr lokale Informationen!

Es gibt diverse ökologische, soziale und wirtschaftliche Probleme, denen wir uns im Alltag gegenübersehen. Viele davon können gemeinschaftlich angegangen, einigen dadurch sogar gelöst, andere dadurch zumindest erst einmal in das Bewusstsein gerufen werden.

Um etwas zu bewegen braucht es eine Initiative, verstanden als Anfang des Handelns. Das kann in der Kneipe an der Ecke sein, wo ein Parteiprogramm auf dem Bierdeckel entsteht, dass kann eine kleine Einrichtung in Berlin-Neukölln sein, die sich im kleinen Rahmen um das soziale Wohl verdient macht oder paar Leute, die einen Themenabend organisieren. Es kann aber auch ein Einzelner sein, der oder die lokal anfängt, sich um die Müll-Entsorgung des Mietshauses zu kümmern oder einen Brief an die ÖPNV schreibt, um auf Missstände hinzuweisen.

Alle Entwicklungen starten ausnahmslos lokal, weil der Mensch ein Wesen ist, das Entwicklungen beginnt und dabei stets in seiner räumlichen Beschränktheit an das Lokale gebunden ist. Folglich müssen wir stets lokal Initiative ergreifen.

Ob die Ergebnisse letztlich ebenfalls im Lokalen verharren, ist damit nicht angesprochen. Aus Initiativen können überregionale Gesetze und Bewegungen werden oder auch nur ein Einkauf für den Nachbarn. Während die Resultate lokal oder global sein können, kann die Initiative dies nicht.

„Lokal“ kann die Stadt oder auch den Staat meinen – wichtig ist in erster Linie, dass Informationen, die zu einem Handeln in dem jeweiligen Kontext befähigen, auf der Ebene vorhanden sind, wo wir direkten Einfluss nehmen können. Für den notwendigen lokalen Beginn brauchen wir zweierlei: Erstens, Informationen. Zweitens, Mitstreiter.

In sozialen Zusammenhängen, die nicht, wie bei den alten Griechen, auf eine Stadt beschränkt sind, brauchen wir Medien für beides. Hier liegt der Knackpunkt: Während Effizienzsteigerung und die damit einhergehende Zentralisierung immer mehr und immer schneller Nachrichten verfügbar machen, nehmen sie doch bezüglich der Relevanz ab. Was heißt Relevanz hier? – Dass Nachrichten eine Bedeutung für unser Handeln haben.

Wir werden mit Irrsinn zugepflastert, der uns bedeutsam vorkommt. In Wirklichkeit sind die meisten Nachrichten heute unbedeutend. In der U-Bahn flimmert N-TV und berichtet uns von einer Korrektur der prognostizierten Wirtschaftsentwicklung um 0.2%.

Überhaupt gibt es viel zu viele Wirtschaftsnachrichten. Für die wenigsten haben die Zahlen eine unmittelbare und konkrete Bedeutung. Wir sind kein Broker-Volk. Die meisten von uns sind spon.de-abhängig, doch all die stündlichen Informationen braucht letztlich niemand.

Was hingegen für die meisten Menschen von echter Bedeutung wäre, das erhalten sie nicht in den omnipräsenten Medien des alltäglichen Lebens: Wir brauchen viel mehr lokale Informationen über die soziale Welt in der wir selbst leben!

Die gerade zu Ende gegangene Petition am deutschen Bundestag zum Thema Grundeinkommen hat dies einmal mehr gezeigt: Während wir in den letzten 4 Wochen annähernd stündlich sämtliche verfügbaren Promi-News injiziiert bekamen, wurde über die Petition nur sporadisch gegen Ende der Mitzeichnungsfrist berichtet (taz und Freitag außenvorgelassen).Es gibt unzählige weitere Beispiele aus verschiedensten Bereichen.

Dies zeigt: Um uns für etwas einzusetzen -- und was es auch sei -- brauchen wir lokale Informationen!

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